Warum immer mehr Händler Ladestationen für E-Autos errichten

Warum immer mehr Händler Ladestationen für E-Autos errichten

Immer mehr Supermärkte errichten Ladestationen für E-Autos. Auch Aldi Nord will den Service künftig anbieten. Doch der Ausbau der Lade-Infrastruktur im Handel erfolgt nicht ganz freiwillig – und stößt auf Probleme.

Nach Aldi Süd will auch der Lebensmitteldiscounter Aldi Nord seinen Kunden künftig Ladestationen für Elektroautos zur Verfügung stellen. Man bereite „einen kundenorientierten Aufbau von Lademöglichkeiten“ vor, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Das Schwesterunternehmen Aldi Süd betreibt nach eigenen Angaben bereits ein deutschlandweites Ladenetz von 94 kostenfreien Elektrotankstellen auf Filial-Parkplätzen. Rewe verweist auf eine ähnliche Größenordnung von rund 100 Märkten mit Ladestationen. Der weitere Ausbau sei in beiden Unternehmen geplant, würde aber erschwert durch den „nach wie vor hohen bürokratischen Aufwand“, wie es bei Aldi Süd heißt. Auch Wettbewerber Lidl stößt auf Probleme.

Ladehemmung bei Lidl

Noch im März 2019 hatte das Unternehmen angekündigt, innerhalb eines Jahres 400 E-Ladestationen an Lidl-Filialen zu errichten. Bislang betreibt Lidl aber nur rund 250 Ladesäulen, rund 150 sind noch im Bau oder in Planung. An einigen Standorten hätte die „unzureichende Netzleistung“ den Ausbau gebremst. Deutlich weiter ist der Möbelhändler Ikea, der jedes seiner 53 Einrichtungshäuser in Deutschland inzwischen mit E-Ladestationen ausgestattet hat.

Einen hohen Takt legt auch der Großflächendiscounter Kaufland vor. Kunden könnten bereits an 126 Kaufland-Filialen kostenlos während des Einkaufs ihr Elektroauto laden, teilt das Unternehmen mit. Die Anzahl der einzelnen Ladevorgänge schwanke dabei je nach Standort stark. „Es gibt Ladesäulen, die nahezu rund um die Uhr genutzt werden, und andere, die nicht so häufig in Anspruch genommen werden“, heißt es. Um die Anzahl der Ladestationen weiter zu erhöhen habe man „einen Ausbauplan bis 2025 entwickelt, der sich an den gesetzlichen Rahmenbedingungen und einem möglichst großen Nutzen für unsere Kunden orientiert“.

Tatsächlich erfolgt der Ausbau der Ladeinfrastruktur im Handel nicht ganz freiwillig. Die Unternehmen bereiten sich damit auch auf das im März vom Bundeskabinett beschlossene Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz. Es sieht vor, dass ab 2025 alle Nicht-Wohngebäude mit mehr als 20 Fahrzeug-Stellplätzen mit mindestens einem Ladepunkt ausgestattet werden müssen. Für Neubauten gelten noch höhere Anforderungen.

„Unsere Hochrechnung ergibt, dass rund 6.000 Verkaufsstellen mit mehr als 10 Stellplätzen kurzfristig mit einem Ladepunkt ausgestattet werden müssen, wenn das Gebäude-Elektromobiltätsinfrastruktur-Gesetz in Kraft tritt“, sagt Laura Fleischmann, Expertin für Energiemanagement vom EHI Retail Institute.

Die Kölner Handelsforscher haben jüngst ihre Branchenstudie „Elektromobilität im Handel“ vorgelegt, die den Stand und den Ausbau der Ladestruktur im Handel zusammenfasst. Rund 39 Prozent der Handelsunternehmen bieten in ihrem Filialnetz grundsätzlich schon heute mindestens eine Lademöglichkeit an, heißt es in der Studie.

Deutschlandweit verfügt die Branche damit über rund 1000 meist halböffentliche Ladepunkte, die laut der EHI-Umfrage rasch ausgebaut werden sollen. Wichtigstes Motiv ist dabei, die Kundenbindung durch mehr Service zu stärken. Erst an zweiter Stelle folgt die Gesetzgebung.

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